Frieden kommt nicht von selbst

Neuer "Peacecamp"-Trainingspoint "Frieden, Selam, Shalom"

Seit zwei Jahren gibt es das "Peacecamp", ein Projekt zur Friedensförderung, getragen von der katholischen und reformierten Landeskirche im Aargau. "Peacecamp ist bekannt und stösst auf Interesse", so Co-Projektleiter Thomas Gautschi. Und "Peacecamp" entwickelt sich laufend weiter. Zum einen was die Logistik betrifft, zum andern auch inhaltlich. Der neueste Zugang heisst "Frieden, Selam, Shalom" und ist ein Trainingspoint zur Förderung des interreligiösen Friedens. Viele Gemeinden im Aargau sind heute multireligiös – aber die Schulen, Vereine und Institutionen nicht genügend darauf vorbereitet. "In Neuenhof zum Beispiel feiern in einer Schulklasse nur gerade zwei Jugendliche auf der Oberstufe Weihnachten in der Familie", weiss Thomas Gautschi. "Die Lehrperson verzichtet deshalb auf religiöse Inhalte in der Advents- und Weihnachtszeit. Darüber sind die betroffenen Familien unzufrieden, was wiederum die Fremdenfeindlichkeit schürt."

Ein anderes Thema etwa sind interreligiöse Beziehungen und Freundschaften, die nicht wenige Jugendliche und junge Erwachsene pflegen. Oft wird dabei die Religion völlig ausgeklammert. Zwar gibt es verschiedene Angebote, die den interreligiösen Dialog fördern wollen, eine spezielle Plattform für Jugendliche fehlt jedoch. Das führt dazu, dass viele Jugendliche Informationslücken haben über Intoleranz und Ausgrenzung, die ihresgleichen aus religiösen Minderheiten erleben.

Das "Peacecamp"–Team hat nun in Zusammenarbeit mit Dijana Hasanbegovic und Mandy Eisenbeiss von der Jugendarbeit Regio Baden, dem Verein Aargauer Muslime, der jüdischen Gemeinde Baden, einem Team von NCBI (bilden Peacemakers in Aargauer Schulen und Gemeinden aus) sowie mit den Religionslehrerinnen an den Kantonsschulen Baden und Wettingen den neuen Trainingspoint "Frieden, Selam, Shalom" entwickelt. Erster Auftritt wird diese interreligiöse Plattform für Jugendlich am 75-Jahre-Jubiläumsfest von Blauring/Jungwacht Anfang Juni in Luzern haben. Im August dann werden die Friedenszelte am Volksfest "Badenfahrt" aufgeschlagen.

Thomas Gautschi kramt aus seinen "Peacecamp"-Unterlagen einen Plan hervor und erklärt das von Holzkisten umrahmte neue Trainingszelt: "Guckfenster in diesen Holzkisten ermöglichen einen Einblick in die Gemeinsamkeiten und Unterschiede von Christentum, Islam und Judentum. Es sollen Kultgegenstände und zentrale Inhalte der Religionen bildlich veranschaulicht werden. In jeder Holzkiste gibt es aber auch zwei, drei Irrtümer, zum Beispiel einen Gebetsteppich bei den Katholiken. ‚Finde den Fehler’ heisst hier die Aufgabe."

In der Ausstellung, im Parcours und im Gespräch mit Betroffenen im Trainingspoint "Frieden, Selam, Shalom", erhalten Besucherinnen und Besucher konkrete Ideen und Hinweise, wie sie sich für den interreligiösen Frieden engagieren können. Im Kontakt mit Jugendlichen und Erwachsenen aus religiösen Minderheiten werden Vorurteile abgebaut. "Es gibt keinen Frieden zwischen den Nationen, ohne Frieden zwischen den Religionen", sagt Hans Küng. Das Peacecamp bietet Raum, damit solchen Worten auch Taten folgen können.

Carmen Frei

 

Aus Horizonte 14/2007: www.horizonte-aargau.ch

Website von filmreif.ch | März 2007 | www.peacecamp-mobil.ch