Sechs Zelte gegen Gewalt

Jugendliche anregen, sich aktiv als Akteure gegen Gewalt im Alltag einzusetzen. – Das will das Projekt «Peace-Camp», das von der Evangelisch-reformierten und Römisch-katholischen Landeskirche getragen wird.

An den Open Airs vom 3. bis 5. Juni am «Gleis 14 Fest» in Mellingen und vom 4. bis 7. August in Frick werden die Besucher neben Ständen, wo Bami Goreng, Frühlingsrollen oder Bier angeboten wird, auch sechs Zelte mit mehr geistiger Nahrung finden. Das «Peace-Camp», ein von beiden grossen Landeskirchen getragenes Projekt will Jugendliche und junge Erwachsene lustvoll und kreativ für das Thema Gewaltprävention und Friedensförderung sensibilisieren und sie anregen, sich als Akteure gegen Gewalt im Alltag einzusetzen.

Wie die beiden soziokulturellen Animatoren und Co-Projektleiter Thomas Sommer und Urs Urech gestern bei der Vorstellung des Projekts erklärten, besteht das «Peace-Camp» aus sechs Zelten. Fünf kleinere Zelte beherbergen so genannte Trainingspoints zu den Themen «Frustabbau», «Zufriedenheit», «gewaltfreie Kommunikation», «Beziehungen» und «Frieden stiften». Fünf Projektpartner wie beispielsweise das Forum für Friedenserziehung oder die Jugendarbeit Rohrdorferberg gestalten und betreiben diese Trainingspoints. Zum Thema «Kommunikation» werden zum Beispiel verschiedene Gewaltszenen als Theaterimprovisationen auf dem Festareal vorgespielt.

«Jugendliche direkt einbeziehen»

Abgespielt und gezeigt werden ausserdem Hörspiele und Filmsequenzen mit dem Fokus sexuelle Belästigungen im Zug, Fremdenfeindlichkeit oder Schwarzfahren. Und es werden Möglichkeiten zur Interaktion und Verarbeitung angeboten sowie Ideen vermittelt, wie man in solchen Situationen mehr Zivilcourage zeigen kann. Am Trainingspoint «Frustabbau» können die Besucher auch ganz handfest Dampf ablassen, indem sie Geschirr zerschmettern. Im sechsten Zelt, dem «Chill-out-Tipi», bleibt dagegen Raum für Besinnung, Ruhe und Gespräche.

«Das Projekt soll die Jugendlichen direkt einbeziehen in die Diskussion um Gewalt und Friedensförderung», sagt Urs Urech. «Sie sollen nicht als Problemfälle oder als gefährdete Generation, sondern als kreative, junge intelligente Leute mit viel Potenzial behandelt und dargestellt werden.»

Warum man die Aktion gerade an Open Airs durchführt, erklärt Thomas Sommer damit, dass man Gewaltprävention nicht irgendwo im «Glaskasten» machen wollte, sondern gerade dort, wo ein realer Bezug zum Thema unmittelbar greifbar ist. Das Projekt beschränkt sich denn auch nicht auf die Sensibilisierung zufällig hereinschauender Konzertbesucher. Das Camp kann auch von angemeldeten Schulklassen besucht werden, die dann nur den halben Eintrittspreis für das Open Air bezahlen.

Im Vorfeld der beiden Open Airs und an neun weiteren Orten führt das «Peace-Camp» zudem in Zusammenarbeit mit dem «National Coalition Building Institute» (NCBI) Trainings mit Jugendlichen und den Staffs der Open Airs durch. Dabei werden sie für ihren Einsatz am Open Air in Sachen Gewaltprävention ausgebildet und in der Vorbereitungsarbeit begleitet. «Sie sollen wissen, wie sie mit einer Situation umgehen können, wenn es brenzlig wird», erklärt Sommer.

Entstanden ist das Friedensförderungsprojekt im Rahmen des Zehnjahresprogrammes des Ökumenischen Rats der Kirchen zur Überwindung der Gewalt. Es wird dieses Jahr als Pilotlauf durchgeführt. 2007 und 2009 soll es zur Zweit- und Drittauflage kommen. (mz/alf/cze)

Mitmachen: Es werden unter anderem noch Leute für Theaterimprovisation oder Betreuung der Trainingspoints gesucht. Kontakt: urech@peacecamp-mobil.ch.

Aus der Aargauer Zeitung vom 6. Mai 2005.
Weitere Infos unter www.azonline.ch.

Website von filmreif.ch | Juni 2005 | www.peacecamp-mobil.ch